Sterne und Sterndeutung im DSA-LARP

"Simia steht heute Nacht im Ogerkreuz und wenn ich nicht irre, dann verläuft die Achse ziemlich direkt zwischen der Stute und dem Greifen. Und schaut, Collegus! Nandus steht hell im Schwert. Eine weitere Konjunktion, die sicherlich von Bedeutung ist! Marbo in der sich schließenden Uthars Pforte – Phexens Geschmeide will uns heute Nacht warnen und zwar vor …“ (Angehende Sterndeuterin zu ihrem Meister, 1031 BF, Elgern-Scharten)

Ja, vor was denn nun eigentlich? Wer den Sternenhimmel Deres deuten kann, der hätte mit diesen wenigen Informationen der Sterndeuterin vorhersagen können, dass ein machtvolles namenloses Wesen von den Toten auferstehen wird und man sich auf einen Kampf gegen diese Entität vorbereiten sollte. Denn der Sternenhimmel der DSA-Welt ist sehr detailliert ausgearbeitet und bietet zahllose Möglichkeiten für stimmungsvolle Situationen im Live-Rollenspiel.

Sternenkarten und UntensilienNotizen zur SternendeutungSternenkarte und Utensilien

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Sehr gute Quellen und Tools zu diesem Thema sind:

  • Geographia Aventurica (DSA4) S.189-198
  • Niobaras Foliant: Download auf Orkenspalter
  • Aventurischer Almanach (DSA5) S. 104-107 (Neue Infos, aber leider nicht zur Sterndeutung verwendbar)

 

1. Grundwissen:

Die Geographia Aventurica enthält das gesamte Grundwissen, das man braucht, um Sterne deuten zu können.

- Ebene 1 - Der 12-Götterkreis

Je nach Monat steht ein anderes Götterzeichen im Zenit, manche Götter sind unsichtbar, manche ziehen auf, manche verschwinden langsam. Es ergeben sich allein daraus dutzende aventurische Deutungen. Der Greif (Praios) steht z.B. für Gesetz, Ordnung, Herrschaft. Der Rabe (Boron) für Tod, Erstarren und Sinn.

- Ebene 2 - Die Wandelsterne

Die Halbgötter sind als meist farbige Wandelsterne am Sternenhimmel zu sehen und bewegen sich in zum Teil schnellen Bahnen über das Firmament. Durch ihre große Beweglichkeit können Wandelsterne in einem Zwölferzeichen stehen, z.B. kann Kor (Streit, Unverträglichkeit) im Schwert (Kampf, Angriff, Eindringen) stehen, oder mit einem der Begleitsternbilder überlappen, wie z.B. Simia (Entstehung, Neginn) steht im Ogerkreuz (Kraft, Wildheit, Ungeheuerlichkeit).

- Ebene 3 - Die Begleitsternbilder

Zwischen Horizont und dem Zwölferkreis befinden sich etliche weitere Sternbilder, z.B. der Hund (Treue, Freundschaft, Unterstützung) oder der Held (Heldentum, Opferbereitschaft). Wenn Levthan (Scheitern, Vergeblichkeit) und Held überlappen und beide im Schwert stünden, würde ich keine kämpferische Heldentat vollbringen wollen. Steht zur gleichen Zeit das Gehörn (Starrsinn, Ausdauer, Willensstärke) in der Schlange (Weisheit, Geist, Magie), so deutet das vielleicht auf einen gewaltlosen, intellektuellen Weg.

Aus verschiedenen Kombinationen der drei Ebenen (mehr dazu in der GA) ergeben sich pro Sternenkonstellation hunderte von Deutungsmöglichkeiten, von denen alle 100 % aventurisches Flair versprühen.

2. Vorbereitungen treffen:

Am besten schreibt man sich die Deutungslisten (Praios = Gesetz, Ordnung, Herrschaft) in ein ambientiges Buch und zeichnet sich auch die Mustersternkarte aus der Geographia Aventurica ab. Damit ist man für den Start gut ausgerüstet, denn mit den Listen sind die einfachen Deutungen z.B. aus Zwölferkreis und Wandelsternen möglich. Da der aventurische und der europäische Sternhimmel keine auffälligen Gemeinsamkeiten aufweisen, kann man im Larp nur bedingt gut an den Himmel deuten und die Sterne live jeden Abend erläutern. Man braucht also zum gemeinsamen Spielen eine tagesaktuelle Sternenkarte, um die Kunst der Sterndeutung für die Mitspieler begreifbar und bespielbar zu machen.

3. Sternenkarte für das Datum erzeugen (Niobaras Foliant):

Aventurische Sternenkarten kann man sich mit dem Tool "Niobaras Foliant" von Orkenspalter.de downloaden. Der geniale Part an diesem Programm ist, dass man sich die Sternenkonstellation für ein bestimmtes Datum erzeugen lassen kann. Wenn also eine Con am 13. Efferd 1040 BF spielt, kann man sich eine Sternenkarte für genau diesen Tag generieren lassen und dann steht der Delphin korrekt oben im Götterkreis und die Gestirne an den passenden Stellen.

4. Sternenkarte deuten:

Nun beginnt der spannende Teil – die Erschließung des computergenerierten Sternenhimmels. Im ersten Schritt interpretiert man den Zwölferkreis (Was steht im Zenit? Was geht auf/unter? Was ist verborgen hinterm Horizont?), dann die Konjunktionen, dann Besonderheiten wie beispielsweise Trigone. So kann man sicherlich hundert Besonderheiten feststellen, die in ihren möglichen Bedeutungen bald an Beliebigkeit grenzen. Das ist aber nicht das, was wir wollen, denn Beliebigkeit ist wenig spielfördernd.

5. Orga/Spielleitung mit ins Boot holen:

Nachdem der Sternhimmel gedeutet ist und man sich alle Möglichkeiten notiert hat, erfolgt der nächste Schritt: Man schickt die Deutungen rechtzeitig (!!!) an die Orga des anstehenden Cons und bittet sie um eine Eingrenzung. Die Orga kann dann Aussagen über Deutungen treffen, die dem Charakter „eher weniger passend“ oder „eher wahrscheinlich“ vorkommen. Ganz oft kann man so auch die absurdesten Deutungen schon im Voraus streichen lassen, damit man mit seiner Sternkarte nicht das Spiel auf der Veranstaltung in eine völlig falsche Richtung lenkt. Somit kann man als Sterndeuter auf dem Con die Illusion einer vagen, aber korrekten Zukunftsdeutung der nächsten Tage aufrechterhalten und mit den Informationen spielen.

6. Zeichnen der (durch Orga-Infos) bereinigten Sternenkarte:

Nachdem die Deutung von der Orga angepasst wurde, kann man die Sternenkarte schön abzeichnen und die unwichtigen Verbindungen dabei einfach weglassen. Leichte Umpositionierungen sind hier evtl. auch nötig, z.B. Marbo steht nicht mehr in der geschlossen Uthars Pforte und direkt auf dem Ogerkreuz, was wiederum im Auge des Drachen liegt – und schon schreit das Sternbild nicht mehr nach einem Untoten-Con.

Wichtig ist hier vor allem, dass die von der Orga als „wahrscheinlich korrekt“ markierten Deutungen in der Karte exakt wieder so dargestellt werden, sodass man an ihnen herumrätseln und sie auf der Con mit dem Spielgeschehen vergleichen kann.

7. Auf dem Con: Bereicherndes Spiel um Sterne

Mit der bereinigten schönen Sternkarte kann man auf der Veranstaltung Interessierten die Sterne erklären. Man braucht zwar schon ordentlich Fantasie, um am realen Sternenhimmel aventurische Sternbilder zu sehen, aber wenn man es mit der Sternkarte zeigt, wie die Bilder aussehen, wird der ein oder andere sicherlich Übereinstimmungen entdecken können. Das ist nett und kann romantisch sein, denn man muss die Sterne ja zeigen und das geht besonders gut, wenn man einander ganz nah ist... Das allerdings ist nur die nette Abendbeschäftigung und hat mit der hohen Kunst der Sterndeutungswissenschaft nicht so viel am Hut. Für den Verlauf einer Veranstaltung ist es deutlich interessanter möglichst korrekte Vorhersagen zu treffen!

8. Die wissenschaftliche Sterndeutung: Funktionierende Vorhersage der Zukunft!

Hier wird versucht, aus den Sternen die Zukunft (also die nächsten Ereignisse) vorher zu sagen. In Zusammenarbeit mit Gelehrten und Interessierten fokussiert man sich dann auf die Konstellationen, die von der Orga in Schritt 5 als bedeutend markiert wurden. Da die einzelnen Himmelskörper aber so vielfältige Bedeutungen haben, bleiben mannigfaltige Deutungen übrig (oft komplett gegensätzliche!). Also verfolgt man, was genau passiert und kann Schritt für Schritt manche potentielle Deutung aus den Sternenkonstellationen verwerfen, bis am Ende im besten Fall Vorhersagen oder Warnungen getroffen werden können. Und das ist unglaublich toll! In fast jedem Fall erkennt man zumindest im Nachhinein, dass die Zeichen da gewesen sind und gewinnt Erfahrung im Deuten.


In diesem Sinne: Viel Spaß beim Sternenkarten Erstellen und Deuten, viel Erfolg bei der Kommunikation mit der Orga und dann auf Con viel Freude bei stimmungsvollem aventurischen Spiel und Niobaras Können mit Euch beim Vorhersagen der Zukunft!