Liturgienauswahl
2. Liturgienliste: Warum es im Codex keine gibt
Während der Codex für stimmungsvolles Liverollenspiel eine Liste der häufigsten Zauber und ihrer Auswirkung publiziert und im Leitfaden für die Magiedarstellung aufführt, welche Zauber im Liverollenspiel grundsätzlich denkbar sind, ist dies bei Liturgien derzeit bewusst nicht vorgesehen. Denn die Autoren des Codex sind der Überzeugung, dass ein Spieler eines Götterdieners sich so tiefgreifend mit der Materie, den Gebeten und deren Darstellung befasst, dass klar wird, was im LARP überzeugend, spielfördernd und ohne jede Form von Telling umsetzbar ist und was nicht.
Es mag theoretisch möglich sein, dass im Rahmen einer geplanten Plotszene ein Praiosgeweihter einen machtvollen Bannstrahl (Aventurisches Götterwirken, S.113) wirken kann, wenn ein perfekt abgetarnter Flak-Scheinwerfer für die Szene zur Verfügung steht. Nur sollte aber einem jeden Spieler klar sein, dass es nicht möglich ist, mit einer MagLite einem Dämonen zuzubrüllen: „Bannstrahl!!!“ und am besten noch „3w6 + (QS x3) Schaden, göttlich, direkt!“ anzuschließen.
Vielmehr versucht dieser Leitfaden, den Geweihtenspieler dazu anzuhalten der Szene auf eine andere Art und Weise zu begegnen. Im optimalen Fall würde der Praios-Geweihte seine Kampfgefährten dazu motivieren den Dämon mit ihrem Glauben und ihrer Überzeugung anzugehen, während er mit anderen Geweihten einen Choral anstimmt und ein paar Spezialisten den Plot lösen, der den Dämon passend zur Endschlacht vernichtet.
Daher liegt die Verantwortung einer sinnvollen Auswahl von Liturgien allein beim Spieler! Die Spielleitung wird aufgrund der eingesendeten Auswahl dann oftmals ihre Schlussfolgerungen ziehen, diese wenn nötig begrenzen oder Charaktere gar gänzlich ablehnen.
3. Liturgienauswahl: Welche Liturgien kann der Charakter?
Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr. Soll heißen: Beschränke dich auf wenige, schöne, gut darstellbare und zu deinem Charakter passende Liturgien.
Aus langer Erfahrung von Geweihtenspielern verschiedenster Gottheiten kann man feststellen, dass die kleinen Segnungen des zwölfgöttlichen Pantheons fast immer voll ausreichen, da sie praktisch alle öfter wiederkehrenden Spielsituationen abdecken und bei den Mitspielern eine gewisse Bekanntheit haben. Es macht absolut Sinn, diese parat zu haben, tolle Ideen für deren individuelle Umsetzung mitzubringen und sie dann in den passenden Situationen schön darzustellen.
Im Hintergrund der Spielwelt, egal ob nach DSA4 oder DSA5, existieren sehr viele Liturgien der verschiedenen Kirchen. Im LARP spielen wir meist jedoch recht junge, noch einigermaßen unerfahrene Geweihte, weswegen wir dazu raten, von den hohen Liturgien der Kirche Abstand zu nehmen. Denn man läuft schnell Gefahr, nicht ernst genommen zu werden, wenn man mit der höchsten Liturgie seiner Kirche aufwartet, die das große Plotproblem lösen kann. Weiterhin läuft man auch Gefahr, dass die SL beim Charaktercheck solche Liturgien konsequent beschränkt, wodurch man sich womöglich Inkonsistenzen in seinem Charakterspiel schafft. Hohe Liturgien sind oft nur den Tempelvorstehern bekannt und die sind nicht (mehr) auf Abenteuern unterwegs.
Genereller Ratschlag: Lieber weniger, toll vorbereitete, schön umsetzbare, gut eingeübte, flexibel an die Situation anpassbare Gebete / Segnungen / Liturgien, mit schönen Symbolen und Gesten als eine große Anzahl von seltenen und hochrangigen Liturgien, die keinen Mehrwert im Spiel bringen.
Weiter geht es im Abschnitt "Individualisierung von Liturgien".