Wie kann man die geschilderten Risiken vermeiden?
Im Folgenden findet ihr ein paar Denkansätze und Anregungen, die jeder für sich abwägen und nutzen kann, oder auch nicht.
Totale Vermeidung des Spielinhalts
Die sicherste (aber auch langweiligste) Lösung, denn selbst im harmlosen, sinnlichen Miteinander ist gewaltiges Spielpotential und jede Menge Spielspaß enthalten. Emotionale Szenen sind das Highlight im Larp, deswegen wollen wir dazu ermutigen, den Spielinhalt nicht gänzlich zu verbannen, sondern ihn langsam und vorsichtig auszuprobieren. Dann sieht man schon, ob es Spaß macht oder nicht.
Und: Zumindest der Freundschafts-Spielinhalt (Freundschaft spielen) ist 100 Prozent harmlos und bereits unglaublich spannend und spielbereichernd!
Das Spiel in der Spielwelt lassen: „Mein Charakter in Aventurien tut das..."
Grundsatzgedanke: LARP ist ein Spiel, alle Beteiligten sollen Spaß daran haben. Und auch wenn es im Spiel mal ein bisschen wilder wird, soll kein Schaden angerichtet werden.
Wenn man mit diesem Bewusstsein an die Thematik herangeht, kann man viel bewusster Risiken abwägen und Grenzen einhalten, wobei bei Erotik eine so klare Trennung in der Realität oftmals nicht möglich sein wird, denn man ist es ja doch selbst, der empfindet, gibt und nimmt. Körper reagieren automatisch. Trotzdem ist der Ansatz „Das Spiel ein Spiel sein lassen" sinnvoll.
Sich selbst Grenzen setzen: „Bis hierher und nicht weiter!"
So gut es tut, im Larp loszulassen und nicht mehr im echten Leben verankert zu sein, ist es doch hilfreich sich vor Augen zu halten, dass ein Larp-Event nur ein kurzes eskapistisches Wochenende ist.
Das reale Leben nimmt den breiten Rest der Zeit ein. Wenn man sich z.B. vor Augen hält, dass eine Affäre an einem Larp-Wochenende eine langjährige Beziehung im echten Leben oder sogar den eigenen Lebensplan ruinieren könnte, sieht man die Situation schon einmal klarer.
Je nach eigener Situation sollte man für sich selbst Grenzen festlegen, die man dann auch einhalten muss - was in der Realität dann gar nicht so einfach ist, wenn das Blut in Wallung gerät („Heat of the Moment"-Effekt).
Nach dem Time-Out noch einmal sprechen: Missverständnissen vorbeugen
Besonders wenn man sich im Spiel einfach treiben lässt und man während des Spieles keine klärenden Absprachen trifft (z.B. weil man den spannenden Spielfluss nicht stören möchte), kann es sein, dass am Ende nicht ganz klar ist, was nun Sache ist. Solche Situationen bieten Raum für Unsicherheit, Fehlinterpretationen und unnötige Missverständnisse. Das lässt sich meist schnell aufklären.
Beispiel: Im Spiel kommt es zu einer harmlosen Annäherung zwischen zwei Charakteren, ein bisschen romantisches Hin- und Her und am Ende ist der angespielten Seite nicht 100 % klar: „Ist das jetzt wirklich nur Spiel, oder steckt da vielleicht auch der OT-Wunsch nach Mehr dahinter?".
Das gehört unbedingt geklärt bevor man auseinandergeht, indem man in entspannter Atmosphäre vor der Abreise noch einmal miteinander redet, um Missverständnisse und Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Das klingt in der Theorie einfach, ist es dann aber in der Umsetzung nicht.
Umsetzungsvorschlag: Der Abbau-Talk
Beim Abbauen redet man immer noch einmal über tolle Szenen und wie schön / spannend / gut gespielt / etc. manche Episoden waren. Dazu gehört die „Nähe-Szene" sicher, genauso wie der coole Kampf im Treppenhaus und die krasse Bannung des Dämons.
Beim Quatschen über die schöne Szene bedankt man sich für das schöne Spiel und kann dann problemlos die Frage einfließen lassen: „Hat das für dich so gepasst? / War das für dich so in Ordnung?". Dann ist man eh bereits im Thema und kann sich noch einmal austauschen und mögliche Unsicherheiten ausräumen.
Es gehört sich unserer Meinung für verantwortungsbewusste Larper, denen das OT-Wohlbefinden der Mitspieler am Herzen liegt, dass sie besonders nach emotionalen Spielinhalten diesen Schritt unternehmen und für Klarheit sorgen.
Generell gilt: Raus aus der Komfort-Zone, wenn es hilft Missverständnisse zu vermeiden.
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