3. Ebene: Nicht-bewaffnete Konfrontation
In dieser Eskalationsebene wird es bereits körperlich, wobei LARP-Waffen noch keine Rolle spielen. Das kann mit einem einfachen Anrempeln (was übrigens auch ein Zusatzinstrument für die vorherigen Ebenen sein kann) beginnen und in der höchsten Intensität in einen unbewaffneten Kampf ausarten. Im Gegensatz zu der nächsten und finalen Eskalationsstufe entsteht bei den beteiligten Charakteren hier aber kein ernsthafter Schaden.
Die nicht-bewaffnete Konfrontation hat eine Reihe von Vorteilen. So können solche Kämpfe in der Regel schöner ausgespielt werden als bewaffnete, denn Rangeln, Faustkampf und derlei Dinge sind bei gegenseitiger Rücksichtnahme sehr schön darstellbar. Außerdem sind auch die Folgen einer solchen Konfrontation sehr leicht zu präsentieren, denn ein blaues Auge, eine blutige Schramme im Gesicht oder dreckige Kleidung zeugen von der Konfrontation. Zudem rufen Schlägereien jedweder Art oft weitere Spieler hinzu, sodass diese auf verschiedene Arten in den Konflikt eingebunden werden können.
Allerdings ist bei nicht-bewaffneten Konfrontationen unbedingt auf die geltenden Regeln für Infights Rücksicht zu nehmen. Denn körperliche Auseinandersetzungen ohne LARP-Waffen bedürfen beim Liverollenspiel einer Absprache mit dem beteiligten Mitspieler. Es ist grob unhöflich und überhaupt nicht angemessen, mit seinem Gegenüber einfach einen Ringkampf zu beginnen, wenn dieser möglicherweise entsprechendes Spiel gar nicht betreiben möchte. Manche Liverollenspieler, auch wenn sie gerne am Konfliktspiel teilnehmen, möchten diese Ebene tatsächlich lieber auslassen.
Es ist daher auch im Sinne dieses Konzeptes, deutlich und verbal mit dem Bestreben des waffenlosen Kampfes zu drohen, ehe es tatsächlich zur Sache geht. Denn auch hier kann bereits die Bereitschaft für den Infight abgeklärt werden. Wiegelt der andere Spieler hier schon ab oder führt sinnige bzw. konstruierte Erklärungen dagegen an, z.B. den Tavernenfrieden oder das Bedürfnis, die Sache anderweitig zu klären, sollte das als Metabotschaft dahingehend verstanden werden, dass der Mitspieler eine andere Ebene des Konfliktspiels präferiert.
Exkurs Infight (siehe ADG-Glossar): Mit Infight ist der waffenlose Nahkampf im Liverollenspiel gemeint. Beim Infight ist zu beachten, dass dieser vorher mit dem Gegner in irgendeiner Art und Weise abgesprochen werden muss. Um das Spiel nicht zu stören bzw. das IT durch Absprachen nicht zu unterbrechen, kann ein Infight zum Beispiel durch einen vorsichtigen und nicht durchgezogenen Schlag begonnen werden. Wenn der Gegner keinen Infight machen möchte, geht er zu Boden oder zieht sich anders aus dem Kampf zurück. Wenn er mit dem Infight einverstanden ist, kämpft er entsprechend zurück. Diese Reaktion muss vom Infight-Beginnenden abgewartet und berücksichtigt werden. Beim Infight werden Schläge, Tritte und Würfe nur angedeutet und langsam geführt. Es ist besondere Vorsicht geboten, da Hände und Stiefel für gewöhnlich nicht gepolstert sind! Ein „miteinander-statt-gegeneinander“ ist hier noch stärker geboten als beim LARP-Kampf ohnehin schon. Der Fokus liegt auf einem stimmungsvollen Darstellen des Kampfes, nicht auf dem Gewinnen, um das nicht unerhebliche Verletzungsrisiko zu minimieren.
Besonders wichtig ist in dieser Ebene also, auch wenn das eigentlich für alle Facetten des Konfliktspiels gilt, dass es definitiv nicht ums Gewinnen geht, sondern in allererster Linie um die schöne und überzeugende Darstellung des Konflikts.
Ein Konflikt, der es auf diese Stufe geschafft hat, kann immer noch wieder beigelegt werden. Denn über recht harmlose Formen von Verletzungen kann hinweggesehen werden, wohingegen das bei der nächsten Eskalationsstufe oft nicht mehr möglich oder IT-logisch ist.
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