Charakterkonzepte stützen

Oder: Wie mache ich meine Mitspieler zu großen Helden?

Waldemar ist der große Krieger der Abenteuergruppe, denn wo er hinschlägt, da wächst kein Gras mehr. Er ist ein Held, wie er im Buche steht. Ausgebildet an der Kriegerakademie zu Baliho, mit Schwert und Schild aufgewachsen, das Blut der Orken schon als Kind getrunken, Retter diverser Jungfrauen und in jeder Hinsicht schneidig - aber vielleicht nicht ganz so schlau... Die Pläne macht vielleicht lieber der strategisch denkende Schwertgeselle und um die Verhandlungen kümmert sich der Schurke, während die Elfe spähen geht und der Magier für mystische Bedrohungen zuständig ist bzw. dem Waldemar sagt, wo genau er beim Dämon hinschlagen soll.

Zumindest treten so die Gefährten auf und schaffen den Nimbus um den großen Krieger, bevor dieser überhaupt das erste Mal aufgetaucht ist, so dass sich Waldemar mit seinem gut greifbaren Klischee des Heldenkämpfers auf das unterstützende Spiel seiner Gefährten verlassen kann und so die Möglichkeit hat, die Rolle besser darzustellen. Natürlich muss er noch dafür sorgen, überzeugend aufzutreten und im Kampf eine gute Figur zu machen, aber wenn seine Spielumgebung stets deutlich macht, wer das schärfste Schwert führt, kommt die Rolle überzeugender rüber.

Bei diesem Beispiel spricht man von „unterstützendem Rollenspiel“, einer durchaus anspruchsvollen aber sehr wirkungsvollen Methode des spielfördernden Metagamings. Im Rahmen dieses Konzepts geht es darum, anderen Mitspielern dabei zu helfen ihr Charakterkonzept überzeugend darzustellen und sie in ihren definierten Spezialgebieten besonders glänzen zu lassen.

Im optimalen Fall führt das dazu, dass im Gegenzug auch der eigene Charakter vom Spielumfeld mitgetragen und ebenso als das bespielt wird, was man eigentlich herüberbringen möchte. Das befreit einen natürlich nicht von der Verpflichtung selbst schön zu spielen, ist aber auf jeden Fall eine deutliche Erleichterung und macht darüber hinaus noch unglaublich viel Spaß.

Wir wollen jeden dazu ermutigen, es einfach mal auszuprobieren!

 

Voraussetzungen

Wir empfehlen die Anwendung dieser Methode eher erfahreneren Liverollenspielern, was nicht daran liegt, dass wir es einem Anfänger nicht zutrauen, sondern eher daran, dass es dem Erfolg dieses Konzepts sehr zuträglich ist, wenn eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt wird. So wäre es sehr hilfreich, die grundlegenden Methoden des spielfördernden Metagamings bereits ausprobiert und damit Erfahrungen gesammelt zu haben.

Wenn du dich schon intensiv mit diversen Kapiteln dieser Seite beschäftigt hast, ist dir sicherlich auch klar wie die Autoren den Begriff des Metagaming definieren. Es sollte nachvollziehbar sein, was damit gemeint ist sich selbst ein bisschen zurück zu nehmen, um anderen Raum zu lassen, was es heißt absichtlich Fehler zu machen, wie es funktioniert andere Mitspieler intensiv einzubinden und wie Charakterkonzepte aufgebaut sind. Außerdem wäre es noch überaus praktisch wenn du über solide Kenntnisse der Hintergrundwelt verfügst.

Um das im Folgenden aufgezeigte Konzept umzusetzen ist es entweder erforderlich im Vorfeld ein paar Absprachen zu treffen oder während des Spiels ein gutes OT-Gefühl dafür zu haben, wo es hilfreiche Ansatzpunkte gibt, um andere Mitspieler optimal in ihrer Darstellung mittragen zu können.


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